IMD relauncht MBA

Von am 24. Juni 2024
Businessweek Schwertfeger

Das IMD in Lausanne startet im Januar 2025 mit einem neu überarbeiteten MBA-Programm.

Die Integration von Künstlicher Intelligenz, die Entwicklung von Querschnittskompetenzen und ein einmonatiger Aufenthalt in Singapur – mit einem veränderten MBA-Programm will das IMD in Lausanne den Anforderungen an künftige Manager besser gerecht werden.

„Wir sind in dem komplexeren Umfeld, sowohl was die Geopolitik angeht als die Entwicklungen von KI“, sagt Omar Toulan, Dean of MBA am IMD. „Und wir wollen sicherstellen, dass die Studierende die richtigen Fertigkeiten haben, um effektive Führungskräfte sein zu können.“ Die Kernmission des IMD ändere sich nicht und die sei es Leader zu entwickeln, die einen Impact haben auf Unternehmen, aber auch auf die Gesellschaft. „An den meisten Schulen ist Leadership ein Kurs, bei uns geht es durch das ganze Programm“, sagt Toulan.

Im neuen MBA-Programm gehe nicht nur darum, über KI zu sprechen und sie zu verstehen, man nutze auch ein neues Tool, die IMD-ChatGPT. Sie ermögliche den Studenten kontinuierlich zu lernen, auch wenn sie nicht im Klassenzimmer sind. Man habe alle MBA-Klassen im März aufgezeichnet, alle Inhalte und Materalien integriert. Wer um Mitternacht wissen oder besser verstehen möchte, was in der Klasse passiert ist, könne die KI fragen: Könntest du mir der Kernpunkte geben, die Professor X in der Klasse am Dienstag behandelt hat und dazu ein Beispiel aus der Landwirtschaft?

Neu ist auch, dass das Programm mit einem zweiwöchigen Modul „Strategisches Denken und Kommunikation“ startet. Dabei habe man zehn fachübergreifende Fertigkeiten identifiziert, um ein guter Leader zu werden, erklärt MBA-Dean Toulan: Dazu gehörten unter anderem das strukturiertes Lösen von Problemen, das Treffen von schwierigen Entscheidungen, das Systemdenken, die Erkennung von Mustern, die Fähigkeit, gute Fragen zu stellen, das Storytelling sowie die strategische Präsenz.

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Diese Querschnittskompetenzen sind Inhalt des ersten Moduls und werden über das gesamte MBA-Programm über individuelle Assignments immer wieder überprüft und bewertet, auch in den anderen funktionalen Kursen wie Accounting, Value Creation, Marketing, Entrepreurship oder Strategie.

„Alle drei Monate können wir sagen, du hast zwar alle Kurse bestanden, aber du bist schwach in derselben Querschnittskompetenz“, erklärt der Strategie-Professor. „Dann bieten wir Unterstützung an.“ In vielen Programme könnten sich die Studenten hinter Gruppenprojekten verstecken. „Das wollen wir vermeiden und sicherstellen, dass jeder mit den individuellen Fähigkeiten abschließt, die er braucht“, so Toulan.

Eine weitere Neuerung ist, dass die bisherigen Discovery Trips wegfallen, bei denen die Studierenden in verschiedene Teile der Welt reisten und Projekte vor Ort machten. An ihre Stelle tritt ein einmonatiger Studienaufenthalt im Juni in Singapur für die ganze Klasse. Im Future Lab auf dem IMD-Campus geht es dort um KI, Digitale Transformation, Digital Analytics und Geopolitik sowie darum, den öffentlichen und privaten Sektor der südostasiatischen Metropole zu erkunden. „Wir haben ein enges Netzwerk zum Regierungssektor und zu privaten Unternehmen“, sagt Toulan. Singapur sei ein faszinierender Ort für Technologie und Innovationen, besonders auf der Regierungsseite.

Danach in Juli und August können die Studierenden ein bezahltes und auf das Studium anrechenbares Internship (Praktikum) machen. Oder Wahlfächer belegen. Im Oktober startet dann International Consulting Projekt, bei dem die Studierenden fünf Wochen mit einer realen Firma arbeiten. Das gebe es seit 1980 und unterstreiche das Motto der Schule „real world learning“.

Zudem kämen jedes Jahr über 10.000 Manager zu Executive Education Kursen auf den Campus und werden von denselben Professoren wie die MBA-Studierenden unterrichtet. In anderen Schulen seien das getrennte Bereiche. „Unsere Studierenden sind konstant mit Managern in Kontakt und erfahren, was in der Welt passiert“, sagt MBA-Dean. „Und erkennen auch neue Möglichkeiten für ihre Karriere.“

So habe man eine große Zahl von etwa 20 Prozent Triple-Changer, also Absolventen, die ihre Funktion, ihre Branche und ihren Standort wechseln. Zwei Veränderungen gebe es bei mindestens der halben Klasse.

Letztes und dieses Jahr sei der Arbeitsmarkt hart, speziell im Consulting, da die Beratungen ihre Überkapazitäten abbauen. Dabei profitieren man von der Diversität, Nur etwa 20 Prozent gingen ins Consulting, mehr Absolventen in die Industrie. „Das gibt uns einen Puffer“, so der MBA-Dean.

Das Alter der MBA-Studierenden beträgt durchschnittlich 29,5 Jahre und ist damit höher als an den US-Schulen. Die durchschnittliche Berufserfahrung liegt bei sechs bis sieben Jahren. Man habe das Alter etwas nach unten korrigiert und sich für 25- und 26-Jährige geöffnet. Denn teilweise seien die Studierenden 37 Jahre alt gewesen und daher eigentlich für eine Executive MBA geeignet. Allerdings müsse jeder und jede das fünfstündige Assessment bestehen, das aus Gruppen- und Einzelaktivitäten und Interviews besteht und in dem auch das Leadership-Potential ermittelt wird.

Das MBA-Programm soll weiter wachsen. Dieses Jahr habe man 105 Studierende. Traditionell waren es 90. „Ich kann es mir auch 120 Studierende vorstellen, aber wir werden immer ein Boutique-Programm bleiben mit persönlicher Aufmerksamkeit“, sagt Toulan. „Ich kenne jeden Studierenden.“

Insgesamt sei die Nachfrage nach MBA-Abschlüssen gesunken, aber man habe es geschafft, den Bewerberpool zu vergrößern. „Wir werden dieses Jahr einen neuen Rekord von Bewerbungen haben im Vergleich zu den Vorjahren“, sagt der MBA-Dean. Mit dem einjährigen Programm sei man in einer besseren Position als die US Schulen, wo ein MBA-Studium meist zwei Jahre dauert.

So habe man dieses Jahr die bisher größte Nachfrage aus den USA. 15 Prozent der Klasse kommen aus Nordamerika, traditionell seien es sechs bis sieben Prozent gewesen. Man sei sehr divers aufgeteilt. Etwa ein Drittel komme aus Europa, 15 Prozent aus Nordamerika, zehn Prozent aus Südamerika, 15 Prozent aus Indien. Der Rest aus Afrika und Asien. Auch drei Deutsche habe man dieses Jahr.

In punkto Nachhaltigkeit habe man das Programm bereits 2022 überholt und das Thema in das Programm integriert. So machen die Studierenden zum Beispiel im Kernfach Finance das PRI (principles of responsible investments) Zertifikat. Das britische Zertifikat werde vom IMD bezahlt.

Das neue Programm startet in der zweiten Januarwoche 2025. Die Studiengebühren liegen  bei 97.500 Schweizer Franken.

Das IMD in Lausanne ist eine der führenden Business Schools. Schwerpunkt ist die Managementweiterbildung (Executive Education). Zudem bietet die Business School einen Vollzeit-MBA und einen Executive MBA an. Die Schule gilt als eine der internationalsten Business Schools. 98 Prozent der Professoren und Studierenden kommen nicht aus der Schweiz. Die Schule hat die Triple Crown, also die dreifache Akkreditierung von AACSB, AMBA und EQUIS.

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.